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Ein tierischer Slam

Jochen Markett

29. Sept. 2020

Es war ein tierisch gutes Gefühl: der erste Reporter Slam vor Live-Publikum seit sieben Monaten; eine ausverkaufte Scheune in der Dresdner Neustadt; und fünf Slammer*innen, die alle tierische Themen auf die Bühne brachten. Den Sieg holte sich am Ende die freie Journalistin Carina Huppertz aus Leipzig. Ihre Recherche zu Reichsbürgern hatte zwar auf den ersten Blick nichts mit Tieren zu tun. Aber dann fiel in ihrer Präsentation dieser markante Satz einer Reichsbürgerin: „Mein Hund scheißt auf Reichsgebiet – und nicht in die Stadt Zwickau!“ Mit diesem und weiteren Lachern gewann Carina Huppertz den Pokal und qualifizierte sich fürs Reporter-Slam-Jahresfinale im Januar 2021 in Berlin.

Es war aber eine knappe Entscheidung, denn alle Reporter hatten in einem ausgeglichenen Wettbewerb durchgängig für Unterhaltung gesorgt.

Die freie Journalistin Denise Peikert stellte einen vorbestraften Zirkusdirektor vor, der mit seinen drei Elefanten überall in Deutschland vom Hof gejagt worden ist und nun sein Heil in einem thüringischen Kaff sucht. Welcome to Rüssels Heim!

Dmitrij Kapitelman, freier Autor aus Frankfurt (Main), nahm das Publikum mit zu seiner skurrilen Suche nach dem mysteriösen Hackphantom. 2017 legte ein Unbekannter regelmäßig ein Pfund Hack an einem Bahnhof in Pfinztal ab. Warum? Das weiß bis heute nur der Täter.


Erst ging es also um lebende Tiere, danach um tote. Und Cornelius Pollmer, Korrespondent in Ostdeutschland für die Süddeutsche Zeitung, berichtete dann über ein Tier, das irgendwo dazwischen anzusiedeln ist. Der Grottenolm – ein blinder, tauber Schwanzlurch – ist eigentlich ein klassischer Antiheld. Doch weil sich im Harz nun erstmals in Deutschland Nachwuchs bei den Grottenolmen anbahnt, wird eine dunkle Höhle zum attraktiven Touristenziel. Black Hole Fun!



Nach der Pause ließ sich Carina Huppertz dann weder von den Reichsbürgern, noch von den Software-Problemen des Moderators aus dem Konzept bringen.

Und zum Abschluss erzählte Lokalmatador Maximilian Helm (Sächsische Zeitung) die verrückte Geschichte von Schloss Taubenheim: Ein bayerischer Pferdezüchter konnte ein sächsisches Landschloss für nur 80.000 Euro erwerben und finanzierte es auf fragwürdige Art und Weise. Für Maximilian Helm ein klares Beispiel, wie wichtig es ist, dass Lokaljournalisten genau hingucken vor Ort.


Und dann waren da auf der Bühne natürlich auch noch Johannes Schneider und Simon Wörpel alias Bommi & Brummi, die als Showband längst nicht mehr wegzudenken sind vom Reporter Slam. Beide bewiesen, dass sie trotz schwerer Coronazeiten voller Tatendrang sind – und präsentierten gleich zwei neue Songs: „Deutsches Feuilleton in Zeiten der Pandemie“ und ihr „Liberales Liebeslied“, für das FDP-Chef Christian Lindner besten Stoff geliefert hat.

Am Ende, nach der Siegerehrung, verlas Jochen Markett dann eine lange Liste an Danksagungen! An Claudia Helmert für die schönen Fotos (siehe unten)! An Ralf Jakubski für die professionellen Videos! Und natürlich auch an Michael Bittner und das gesamte Team vom Festival „Literatur Jetzt!“ Sie hielten immer daran fest, dass der Slam trotz der Pandemie während ihres Festivals stattfinden kann. Und sie sollten Recht behalten. Die Reporter-Slam-Crew hat es gefreut – tierisch!




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