Leider wissen wir aktuell nicht, wann der nächste Reporter Slam stattfinden kann – Corona ist schuld. Aber bis dahin bleibt uns zumindest ein kleiner Trost: Wir können uns fröhlich an den letzten Slam erinnern. Und uns dazu nun auch ein paar Videos des Abends anschauen.
Geslammt wurde am 19. Februar in Köln, am Vorabend von Weiberfastnacht. Zu dem Zeitpunkt freuten sich im Rheinland noch alle auf den Karneval. Gefährliche Viren schienen weit weg, ebenso wie die Angst vor Menschenmengen. Und so kamen mehr als 140 Zuschauer ins Yuca im Club-Bahnhof Ehrenfeld, um fünf Reporter*innen im unterhaltsamen Wettstreit zu erleben.
Es war bereits der 3. Reporter Slam im Yuca, nach 2017 und 2018. Und in Köln ist es ja bekanntlich so: Wenn jemand etwas zum ersten Mal macht, nennt er es ausprobieren. Beim zweiten Mal ist es Tradition. Und beim dritten Mal ist es schon Brauchtum. Der Reporter Slam gehört also nun zum Kölner Brauchtum.
Wie gewohnt, gab es auch in diesem Jahr wieder fünf Slammer*innen, dazu Musik, Moderation – und am Ende einen neuen Slampion: Maximilian Nowroth, Gründer des Medien-StartUps „WasmitWirtschaft“. Er präsentierte eine Recherche zur Frage, wie die Bundesbank beschädigte Geldscheine rettet – zum Beispiel nach der Sprengung eines Geldautomaten. Nowroth hatte dazu einen Sachverständigen für beschädigtes Bargeld porträtiert, für die Wirtschaftswoche. Sein Slam-Sieg bewies, dass Köln auf Gangsta-Rap steht. Denn Max Nowroth beendete seinen Auftritt mit einem Rap aus der Perspektive eines Bankräubers: „Geldauto?Mat!“
Nowroth bekam am Ende den lautesten Applaus und holte sich mit knappem Vorsprung den Pokal – vor den vier anderen Reporter*innen:
Kristian Wiegand vom unterschätzten Fernsehsender Phoenix slammte über seine skurrilen Erlebnisse als Videojournalist im Kosovo. Vor allen Dingen hat er dort viel zu viel Fleisch gegessen und Alkohol getrunken:
Gero Simone (WDR) schaffte den Spagat, das eigentlich bedrückende Thema Tod sehr unterhaltsam auf die Bühne zu bringen: Er präsentierte den besonderen Totenkult des Bergvolks der Toraja in Indonesien. Alle drei Jahre holen sie ihre Toten aus den Särgen raus, um sie zu ehren und neu einzukleiden. Sein Fazit: “Wenn ich weiß, dass sich meine Familie noch Jahre nach dem Tod um mich kümmert, dass die Liebe immer weitergeht, das finde ich irgendwie einen sehr befriedigenden Gedanken.”
Philipp Sümmermann berichtete als Kölner von der leidvollen Erfahrung, als er einmal die Karnevalstage wegen eines journalistischen Seminars in Oldenburg verbringen musste. Er wurde dort innerhalb kürzester Zeit zur regionalen Berühmtheit!
Und die freie Autorin und Podcasterin Alexandra Eul hatte die undankbare Aufgabe, gleich zwei Herausforderungen beim Reporter Slam zu meistern: Sie war – wegen der kurzfristigen Absage einer weiteren Reporterin – die einzige Frau auf der Bühne. Und: Sie kämpfte seit Tagen mit einer Erkältung. Beide Hürden meisterte sie mit Bravour. Und am Ende ihres Vortrags über ihre Lernerfahrungen während einer Recherche in Indien sang sie sogar noch den Hit “Summertime” von Ella Fitzgerald.
Das Kölner Publikum bekam also sehr viel Live-Musik geboten, wofür natürlich auch der traditionelle Ukulelenbarde Bommi alias Johannes Schneider sorgte. Er hatte erstmals nach Köln seinen Bassisten Brummi alias Simon Wörpel mitgebracht, der im Hauptberuf ebenfalls Journalist ist. Sie sangen ihr zweifelndes Liebeslied “Zwei stürzen vom Fahrrad” – und ihren Christian-Linder-Hit “Ich will nicht verzichten und ich will auch nicht, dass andere verzichten müssen.” Für die nächsten Wochen ist dieser Songtitel nun unfreiwillig zur Programmatik geworden. Eine Zeitlang müssen wir nun auf Reporter Slams verzichten – auch wenn wir es nicht wollen.
Bis dahin bleiben uns die Videos als Erinnerung – und natürlich auch tolle Fotos wie die, die Andi Weiland auch diesmal wieder im Yuca gemacht hat. Maat et joot – hoffentlich bis bald!